In den 1970er Jahren gab es den Begriff natürlich noch nicht, aber kleine Coupés durchaus. Und zwei von ihnen bekamen ab Werk einen Motor eingebaut, der eigentlich in einer ganz anderen Liga spielt: AMC Pacer und MGB GT V8.
Als 1991 zum Start der dritten Generation Golf von Anfang an ein 2,8 l Sechszylinder im Motorenprogramm war, ging ein Raunen durch die Fachpresse. Ein so großer Motor in der Kompaktklasse! Ein absolutes Novum. – Eben nicht, denn wer etwas in der automobilen Geschichte forscht findet auf Anhieb zwei Vertreter aus den 70er Jahren, deren Motoren noch zwei Zylinder mehr aufweisen. Der MGB GT V8 ist auf unseren Straßen durchaus mal zu sehen, während der AMC Pacer praktisch nur in den USA zu finden ist. Während der MGB GT britische Eleganz bis in den Innenraum verströmt, gibt der AMC das hässliche Entlein. Seinen Spitznamen »Rollendes Aquarium« verdankt er einer großzügigen Verglasung rundum. Der Pacer ist kurz aber ungewöhnlich breit, sogar breiter als eine Mercedes S-Klasse. Dementsprechend wurde der Pacer mit dem Slogan »The first wide small car« (der erste breite Kleinwagen) beworben. Im Innenraum geht es amerikanisch zu, Plastik wohin das Auge reicht, dafür aber mit Komfort wie Klimaanlage und Automatikgetriebe. Die große Überraschung bietet sich, wenn man die Motorhaube öffnet. Hier werkelt ein 5,0 l V8-Motor 304 mit 132 PS (98 kW) aus dem Hause American Motors Corporation. Ursprünglich sollte der Pacer die Antwort auf steigende Benzinpreise sein, was anhand des Verbrauchs von ca. 20 l / 100 km selbst 1978 ziemlich skurril anmutet. Sogar die Einstiegsmodelle waren Sechszylinder mit 3,8 l und 4,2 l Hubraum. Ursprünglich war ein Wankelmotor vorgesehen, der allerdings durch die strengen US-Abgasnormen fiel. Sämtliche angebotenen Motoren sind aber eher zum Cruisen, denn zum sportlichen Fahren gedacht. Letzteres verhinderte auch das Gesamtgewicht des Pacer, welches bei ca. 1,5 t lag. Zudem entsprach der Pacer mit Verbundglas-Windschutzscheibe, steifer Karosserie und massivem Seitenaufprallschutz künftigen Sicherheitsbestimmungen. Inzwischen ist er ein gesuchter und eigentlich seltener Klassiker. Seinen größten Erfolg in der relativ kurzen Bauzeit von 1975 bis 1979 feierte der AMC Pacer in der amerikanischen Filmkomödie »Wayne’s World«.
Der MGB GT schaffte es nicht in die Filmwelt, dafür hat beim Coupé Pininfarina aus Italien Hand angelegt. Dem 1962 vorgestellten MG Roadster wurde im Oktober 1965 ein 2+2-sitziges Coupé an die Seite gestellt, welches anfangs mit einem 1,8 Liter großes Vierzylindertriebwerk mit 70 kW / 95 PS erhältlich war. Zwei Jahre später lancierte die BMC den MGC mit Sechszylindermotor , im Prinzip ein MGB, angeboten als Coupé und als Cabriolet, mit einem 3-Liter Reihensechszylindermotor, wie er auch im Austin 3 Litre verbaut wurde. Der schwere Motor überzeugte zwar durch deutlich mehr Fahrkultur als der Vierzylinder, das massiv höhere Gewicht führte aber trotz Mehrleistung nicht zu besonders sportlichen Fahrleistungen. Bis 1969 entstanden gerade einmal 4.458 Coupés mit Dreilitermotor. So blieb der Wunsch nach einer leistungsstarken und sportlichen Variante erst einmal unerfüllt. Hier trat 1972 der Tuner Costello Engineering auf den Plan, indem er einen Rover-V8 mit 151 DIN-PS in den Bug des MGB pflanzte. Weil dieser Aluminium-Motor, den Rover in den Sechzigern von Buick übernommen hatte, sogar leichter als der bisherige MG-Vierzylinder war, konnten Käufer des kostenintensiven Umbausatzes von erheblich verbesserten Fahrleistungen profitieren. Über 200 km/h sollen damit möglich gewesen sein.
Erst 1972 gab es dann eine offizielle Version des nun MGB GT V8 genannten Coupés. Im Gegensatz zu Costello hatte man die Verdichtung des 3,5 l V8 von 10,5:1 auf 8,25:1 gesenkt, damit er sich mit Normalbenzin zufrieden gab. Dies bedeutete allerdings eine Leistungsreduktion auf etwa 139 PS, die bei 5.000 Umdrehungen anlagen. Das um 14 kg gegenüber dem Vierzylinder verringerte Gewicht des V8-Motors wurde durch schwere Nebenaggregate und modifizierte Aufhängungen wegen der Mehrleistung nahezu ausgeglichen. 1,1 t Leergewicht brachte das V8-Coupé schließlich auf die Waage. Das reichte für beachtliche Fahrleistungen. So brauchte er ganze 8,3 Sekunden von 0 – 60 Meilen. Die Stückzahlen dieses Über-GT hielten sich allerdings in Grenzen, da keine Linkslenker-Version im Angebot und damit wichtige Märkte wie die USA ausfielen. Das der V8 GT unter Sammlern als blaue Mauritius gilt, dürfte somit nicht überraschen.