So groß die Erfolgsgeschichte der T5-Baureihe bei Volkswagen ist, so groß ist auch die Leidensfähigkeit ihrer Besitzer. Immer wieder gibt es Berichte über schwere Motorschäden. Eigentümer von Fahrzeugen mit 2.0 BiTurbo-Motor klagen über hohen Ölverbrauch und defekte Kühler in der Abgasrückführung, was zu aufwendigen Reparaturen führt. Dagegen kommt es bei Modellen mit 2.5l-Motor zu Abplatzungen in der Plasmabeschichtung der Zylinderwände, die ebenfalls Motorschäden zur Folge haben.
Motorinstandsetzung wird allgemeinhin mit mechanischer und maschineller Bearbeitung oder dem Austausch einzelner Teile verbunden. Hin und wieder benötigt es jedoch mehr, als „nur“ die passende Maschine oder das richtige Werkzeug, um einzelne Bauteile fachgerecht einzusetzen.
Die Motoren aus der T5-Baureihe von VW dienen als gutes Beispiel für die speziellen Herausforderungen, denen Fachbetriebe für Motorinstandsetzung – wie die Firma Motoren Henze GmbH in Hannover – inzwischen oft begegnen. Wird ein solches Fahrzeug mit Motorschaden angeliefert, muss der genaue Schadensumfang in einzelnen Schritten ermittelt werden. Das Fahrzeug wird im Frontbereich zerlegt, diverse Anbauteile demontiert und der Motor so freigelegt. Umfangreiche Vorarbeiten sind also schon erforderlich, um an das eigentliche Problem heranzukommen.
Nachdem der Motor aus dem Fahrzeug ausgebaut und teilzerlegt werden konnte ist klar: Neue Buchsen braucht der Block. Eine vollständige Demontage die logische Folge. Bis auf den Grund wird alles zerlegt, gereinigt, einzelne Teile zur Weiterbearbeitung in die jeweiligen Abteilungen gegeben und ein umfangreiches Protokoll erstellt.
Motor im Kälteschock
Das Herzstück des 2,5 l Motors, der plasmabeschichtete Zylinderblock, soll neue Buchsen bekommen. Dies geschieht in mehreren Schritten und ist entgegen beispielsweise „nasser“ Laufbuchsen wie aus dem Landmaschinensegment bekannt, nicht durch einfache Handgriffe wie alte Buchse ziehen und neue Buchse einpressen erledigt. Bei Motoren wie diesem werden die Zylinderlaufbuchsen trocken und auf Pressmaß eingesetzt. Und das nicht mittels einer starken Presse und roher Gewalt. Hier kommt Physik ins Spiel!
Flüssiger Stickstoff mit einer Eigentemperatur von minus 196°C ist das „Werkzeug“ der Wahl. Der Block wird vorbereitet, gereinigt und die Flächen für die Buchsen entsprechend vorbereitet, denn es gibt im kommenden Schritt nicht die Möglichkeit, mehrfach zu korrigieren oder mal eben etwas nachzuarbeiten.
Nun werden die neuen Laufbuchsen mit Hilfe des Stickstoffs stark herunter gekühlt. Die enorm niedrige Temperatur des Stickstoffs sorgt vereinfacht gesagt dafür, dass sich die Molekülketten im Material der Buchse zusammenziehen. Das Material schrumpft quasi zusammen, der Außendurchmesser der Buchse wird kleiner. So ist es nach entsprechender Kühlzeit möglich, die Buchsen an ihren Platz im Motorblock einzusetzen. Das Material erwärmt sich langsam wieder, die Buchse „wächst“ und erhält damit ihr notwendiges, vom Hersteller genau vorgegebenes, Pressmaß im Block. Einmal wieder warm, sitzt die Buchse fest. Nun wird deutlich, weshalb die fachkundige Vorarbeit nötig ist und der Monteur wirklich wissen muss, was er da tut. Korrekturen? Fehlanzeige!
Doch nicht nur die Bearbeitung des Materials selbst erfordert ein hohes Maß an Fertigkeit und Konzentration, allein der Umgang mit flüssigem Stickstoff birgt durchaus Gefahren, welchen die Mitarbeiter bei Motoren Henze unbedingt Beachtung schenken müssen.
Das Verfahren, mittels flüssigen Stickstoffs einzelne Motorteile zu schrumpfen, wird auch in anderen Bereichen angewendet, wie z.B. beim Einsetzen von Ventilsitzringen oder weiteren Teilen.
Nachdem die Buchsen nun im Block eingesetzt wurden und das ganze Werkstück etwas Ruhezeit zur Akklimatisierung genießen konnte, folgt ein wieder bekannter Arbeitsschritt. Die Überstände der Buchsen müssen noch geplant werden, so dass eine einwandfreie Gesamtoberfläche von Block und Buchsenbunden entsteht. Dies ist für die korrekte Montage
und eine sichere Dichtfläche unumgänglich. Danach werden die Buchsen auf das korrekte Innenmaß gebohrt und gehont, gut zu erkennen ist dies an den typischen angebrachten Honspuren. Diese sorgen für einen guten Halt des Ölfilms, denn ohne diese gewollten Unebenheiten in der Oberfläche der Buchse hätte der Kolben bzw. die Kolbenringe keine Gewährleistung einer ausreichenden und konstanten Schmierung. Der nächste Motorschaden wäre praktisch schon vorprogrammiert.
Die Planfläche des Blocks kann übrigens auch in Zusammenhang mit Kolbenüber- oder unterstand eine entscheidende Rolle spielen.
Vom zerlegten Motor bis zur Probefahrt
Selbstverständlich ist die Instandsetzung des Motors damit nicht komplett getan, denn auch die anderen Bauteile bekommen ihre Behandlung entsprechend der Notwendigkeit. Hierbei kommt der große Maschinenpark von Motoren Henze zum Einsatz, denn die meisten Arbeiten werden im eigenen Haus durchgeführt. Die Kurbelwelle wird vermessen, die Lagerstellen mindestens poliert, falls nötig auch geschliffen und die gesamte Welle gerichtet. Jedes Teil wird hierfür genau vor der Bearbeitung befundet.
Natürlich wird auch der Zylinderkopf ebenfalls genau geprüft und nach Aufwand instandgesetzt. Dabei werden die Ventilsitze und Ventile bearbeitet und die Fläche des Kopfes geplant, um der Kopfdichtung die perfekte Gegenfläche zum Block zu bieten und optimal abzudichten. Ist der Kopf gerissen, was bei den T5-Modellen häufiger der Fall ist, wird er durch ein Neuteil aus dem Aftermarket ersetzt.
Anbauteile wie Turbolader, PumpeDüse-Elemente, Generator und Krümmer werden selbstverständlich ebenfalls geprüft und gegebenenfalls instandgesetzt und erneuert. Denn immer wieder entstehen nach der Instandsetzung eines Motors Schäden, weil von vielen Werkstätten diese Anbauteile ungeprüft wieder verwendet werden. Nachdem alle Teile fertig bearbeitet sind, folgt die Montage des Motors. Motoren Henze legt generell großen Wert auf hochwertiges Material, auch bei den verwendeten Dichtungen. Egal ob Zylinderkopfdichtung, Dichtmassen zur Montage oder Anbaudichtungen, alles wird vom zuverlässigen Partner und in Erstausrüsterqualität geliefert.
Der fertige Motor wird nun eingebaut, alle weiteren Bauteile und schließlich die Karosserie montiert und das Fahrzeug durch Probelauf und Probefahrt mit anschließender Dichtheitskontrolle überprüft. Der Kunde fährt zufrieden vom Hof, das Team der Motoren Henze hat einmal mehr gute Arbeit geleistet.//