Selten bekommt man diese riesigen Fahrzeuge zu Gesicht, am ehesten begegnet man ihnen noch in Kinderbüchern über große Baumaschinen. Zum Einsatz kommen sie nämlich vor allem in Minen, Steinbrüchen, Kies- und Kohlegruben, im Tagebau oder im Untertagebau: Großmuldenkipper sind zweispurige Schwerkraftwagen für den Abtransport von Abraummaterial, welches in einer großen Kippmulde Platz findet. Durch ihre meist hydrostatische Antriebsweise an allen Rädern, welche nicht nur sehr überdimensioniert wirken, sondern auch ziemlich teuer sind (ein Satz neue Reifen kann schon mal 160.000 Euro kosten), können sie große Mengen mit teilweise enormem Gewicht auch in unwegsamem Gelände transportieren. Großmuldenkipper besitzen aufgrund ihrer Ausmaße und des beträchtlichen Gewichtes, welches je nach Hersteller bis zu 810 t betragen kann, keine Straßenzulassung. Bei einer durchschnittlichen Breite von mehr als neun Metern würden sie auf der Autobahn ohnehin alle drei Spuren beanspruchen.
Zu ihrem Einsatzgebiet zwischen Abbaustellen und Förderanlagen, werden diese Giganten daher über öffentliche Straßen mit zwei Tiefladern gebracht. Diese transportieren aber nur den Kipper, während ein weiterer Tieflader die Mulde trägt. Diese hat im Schnitt ein Fassungsvermögen von fast 200 m3, was in etwa 1.000 herkömmlichen Badewannen entspricht. Anschließend findet an Ort und Stelle die Endmontage statt. Voll beladen erreicht der Großmuldenkipper auf seiner Geröllpiste die Geschwindigkeit eines normalen Autos im Stadtverkehr, was dann aber auch fast seine Höchstgeschwindigkeit darstellt. Schließlich ist er ja immerhin so groß wie ein Einfamilienhaus.
Als größter und stärkster in Serie gebauter Muldenkipper gilt der Belaz 75710 des weissrussischen Herstellers Belaz. Die Gesamtmasse beträgt die bereits erwähnten maximalen 810 t bei einer Nutzlast von 450 t. Derzeit wird an einem Nachfolger mit 560 t Zuladung gearbeitet. Zwei V16-Viertakt-Dieselmotoren von mtu mit zusammen 3.430 kW (4.664 PS) sorgen für entsprechenden Vortrieb. Ein Hubraum von jeweils 65 Litern und das maximale Drehmoment von 9313 Nm, bei einer Drehzahl von 1500/min, sind beachtliche Werte für einen Kipper. Die beiden Motoren haben direkte Common-Rail-Einspritzung, jeweils einen Turbolader, sowie Ladeluftkühler. Der Verbrauch auf 100 km wird mit 1.300 l angegeben. Die 4000er-Serie von mtu ist eine Reihe von Viertakt-Industriemotoren, die normalerweise für Schienenfahrzeuge, Boote oder Schiffe zum Einsatz kommt. Die bekanntesten Hersteller von Großmuldenkippern sind Astra, Belaz, Bell, Bergmann, Caterpillar, Doosan, Euclid, Hitachi, Liebherr, Komatsu, Perlini, Terex und Volvo. Nicht immer werden die Motoren für den Schwerlasteinsatz von den Herstellern selbst entwickelt, sondern es wird auch auf bestehende und bewährte Industriemotoren zurückgegriffen. Gerade im Tagebau sind die Motoren fast rund um die Uhr im Einsatz und durch diese Belastung besonders gefordert.
mtu DD16V 4000
Motor: V16-Viertakt-Dieselmotor
Leistung: 3.430 kW (4.664 PS)
Turbolader, Ladeluftkühler und
direkte Common-Rail-Einspritzung
Drehmoment: 9313 Nm (1500/min.)
Druckumlaufschmierung m. Nasssumpf
Marktführer im Segment der Großmuldenkipper ist Caterpillar. Als Raupen-Firma groß geworden, brachte der Hersteller bereits 1963 den ersten Minenlaster heraus. Sein heutiges Modell Cat 797 ist mit 360 Tonnen Fassungsvermögen bereits eines der größten. 18 Stufen Motor: V16-Viertakt-Dieselmotor Leistung: 3.430 kW (4.664 PS) Turbolader, Ladeluftkühler und direkte Common-Rail-Einspritzung Drehmoment: 9313 Nm (1500/min.) Druckumlaufschmierung m. Nasssumpf mtu DD16V 4000 an der Fahrzeugfront benötigt man bis zur Plattform, auf welcher die vollklimatisierte Fahrerkabine sitzt. Ausgestattet mit Kameras für beste Rundumsicht und als Sonderausstattung mit einem Radar, welcher alle Objekte in der näheren Umgebung anzeigt, lässt es sich in fünf Metern Höhe entspannt arbeiten. Auch die von Caterpillar selbst entwickelten Diesel-Aggregate tragen dazu bei. Zusätzlich zum transportierten Gewicht haben Großmuldenkipper häufig eine starke Steigung zu bewältigen, was nur mit perfekter Abstimmung zwischen Maschine und Material zu bewältigen ist. Optimal auf die Radlader und Bagger von Caterpillar abgestimmt, schaffen die Riesenfahrzeuge damit maximale Produktivität und günstige Kosten pro Tonne Gestein. Die Firmengeschichte ist eine Geschichte des Tuns: Erschaffen, Bauen, Probleme lösen, Erfinden, Testen, Dienstleistungen anbieten und verbessern. Und niemand konnte bei der Gründung 1925 ahnen, dass Caterpillar zudem eine erfolgreiche Lifestyle-Marke für Mode werden sollte.