Der Schreitbagger ist eine spezialisierte Form des Standbaggers, welcher Arbeitsvorgänge überwiegend im Stand ausführt, jedoch über ein breites Spektrum an nützlichen Funktionen, unter anderem der Fortbewegung, verfügt. Wie auch klassische Hydraulikbagger, hat die auch als Spinnenbagger bekannte Baumaschine, einen drehbaren Oberwagen mit Ausleger und Anbaugerät. Was die Konstruktion des Unterwagens angeht, so ist der Schreitbagger im Aufbau sehr variabel.
Anstelle eines gebräuchlichen Rad- oder Raupenfahrwerks, ist diese Baumaschine mit vier Schreitbeinen ausgestattet, an welchen je nach Verwendungszweck, wahlweise Abstützfüße
oder Räder montiert sind. Außerdem gibt es Modelle mit 4 Schreitbeinen plus zusätzlichen Abstützfüßen. Die Schreitbeine sind unabhängig voneinander steuerbar, was einen klaren Vorteil bei Arbeiten in unwegsamem Gelände, wie beispielsweise in Hanglagen, Flussbetten oder bei Steigungen von 45 Grad (entspricht 100 Prozent Steigung) bedeutet. Typische Einsatzgebiete des Schreitbaggers sind daher im Bereich des Erdbaus, der Forstwirtschaft und der Landschaftspflege zu finden.
Darüber hinaus kommt die Rettungsspinne, wie das Multitalent auch gerne genannt wird, als Rettungs- und Bergungsgerät, beispielsweise durch das Technische Hilfswerk, zu unterschiedlichsten Einsätzen. Auch Einsätze als Schwimmbagger sind keine Seltenheit. Die gigantischen Schürfkübelbagger, welche man aus dem Tagebau kennt, werden ebenfalls
zur Familie der Schreitbagger gezählt. Sie haben einen runden Standfuß und können auf relativ ebener Fläche, mit zwei bis vier Füßen, in gerader Linie langsam schreiten. Bei Lenkvorgängen, wird der komplette Kranoberbau vor jedem Schritt geschwenkt.
Bei Modellen mit nur zwei Rädern muss zum Schreiten der Auslegerarm weitere Kraft liefern, indem dieser genutzt wird, um die vorderen Stützen in die Luft zu stemmen. In dieser Position wird der Ausleger an die Maschine herangezogen, so dass der Bagger auf den Hinterrädern in gewünschte Richtung gezogen wird, eventuell unterstützt vom Antrieb. Je nach gewünschter Richtung ist es der Baumaschine natürlich ebenfalls möglich, den Ausleger zum Anschieben zu nutzen.
Aktuelle Schreitbagger haben mittlerweile bis zu 198 kW/266 PS Höchstleistung (bei 2000 U/m), verfügen über einen Hubraum von 6800 (cc) und erreichen ein Betriebsgewicht von 17500 kg, also 17,5 t. Das Grabgefäß kann bis zu 0,5 m³ aufnehmen. Schreitbagger weisen eine Bodenfreiheit von bis zu 1,5 Metern und eine Wattiefe von 2 Metern auf. Es gibt Modelle mit bis zu 3 Verstellpumpen (jeweils eine für den Antrieb, den Ausleger und für das Anbaugerät). Um diese Riesen des Baumaschinensektors transportieren zu können, werden Sie in Teile zerlegt und mit Hilfe von Lkw und Tiefladern transportiert. Der Schreitbagger ist dabei in der Lage, die Ladefläche selbst zu besteigen, respektive am Zielort wieder zu verlassen.
Entwickelt wurde der Schreitbagger von 1965 bis 1966 durch die beiden Unternehmen Menzi und Kaiser. 1965 wurde der Prototyp von Kaiser, der MUK 2000 (kurz für Menzi und Kaiser) fertiggestellt. Die erste in Serie produzierte Maschine, war die Kaiser MUK 3000, die damals über eine Motorleistung von 30 kW verfügte.
Aktuell gibt es drei Hersteller, welche serienmäßig Schreitbagger anbieten. Die Firmen Kaiser, Menzi Muck und Euromach.