Es muss 1981 gewesen sein, da stand in unserer Einfahrt ein weißer Golf 1 GTI. Außergewöhnlich war die Rundumverspoilerung, aber was mich begeisterte, waren die damaligen Zusatzinstrumente in der Mittelkonsole. Das Kürzel 16 S am Heck und im Kühlergrill konnte ich damals noch nicht einordnen, auch nicht das Besondere und die Seltenheit dieses Fahrzeugs, welches nach Herstellerangaben weniger als 1.600 mal gebaut wurde und eigentlich nur für den französischen Markt gedacht war. Hier sollte er sich gegen den Renault 5 Turbo behaupten.
Was optisch nur nach 80er Jahre Tuning aussah, war eine Motorenentwicklung aus dem Hause Oettinger. Ein 1,8 l-Motor war Ende der Siebziger in weiter Ferne, so dass sich Volkswagen France an den deutschen Tuner Oettinger wandte, der bereits auf Basis des 1,6 l-GTI Aggregats einen eigenen Motor für den Motorsporteinsatz konstruiert hatte. Dieses 16V-Triebwerk fand dann seinen Weg in den französischen Golf GTI. Er blieb ein Sondermodell, welches aber über das normale Händlernetz vertrieben wurde. Allerdings hatte der Oettinger-Motor nur noch bedingt etwas mit dem Serientriebwerk gemeinsam: Ansaugbrücke, Ventildeckel, Zylinderkopf, Krümmer bis zur Ölwanne waren Sonderanfertigungen. Aufgrund der damaligen Fertigungstechnik brachte diese Kleinserie diverse Probleme mit sich, die viele der empfindlichen 16 S-Motoren nicht überlebten.
Die Leistungsdaten waren für einen Kleinwagen mit einem Leergewicht von 800 kg Anfang der 80er enorm: kam der normale GTI auf 110 PS (81 kW), lieferte der 16 S 136 PS (100 kW) ab, was für Fahrleistungen knapp unterhalb von 200 km/h und ein Drehmoment von 157 Nm sorgte. Diese Kraft erforderte eine abgeänderte Übersetzung des 5-Gang-Getriebes, sowie verstärkte Synchronringe und eine ebensolche Kupplung. Nach einer Entwicklungszeit von fast vier Jahren war der Motor dann 1981 einsatzbereit.
Auch rein äußerlich war der Unterschied zum Serien-GTI deutlich: Zusatzscheinwerfer, BBS Optik Kit mit großem Frontspoiler, Radhausverbreiterungen und Seitenschwellern in Wagenfarbe, ATS Cup Felgen mit 185er Bereifung, Sportlenkrad von Motolita, Zusatzinstrumente für Öltemperatur und -druck, Tacho bis 240 km/h, Drehzahlmesser bis 8.000 U/min sowie Querlenkerstreben für eine steifere Karosserie unterstrichen die Besonderheit dieses Fahrzeugs.
In Anbetracht der Seltenheit und Begehrlichkeit des 16 S sind die Preise in ungeahnte Höhen geschossen. Teilweise werden Fahrzeuge zu Preisen von über 35.000 Euro gehandelt, vorausgesetzt man findet eines.//