So Kollegen und Kolleginnen, an dieser Stelle ist es einmal an der Zeit mich persönlich vorzustellen. Mein Name ist Dennis Seeliger, ich bin gelernter KFZ-Mechatroniker für Nutzfahrzeugtechnik, arbeite seit 2009 bei der regiobus Hannover GmbH und bin dort für den Fachbereich Antrieb zuständig. So weit, so gut.
Wir unterhalten einen Fuhrpark von über 280 Fahrzeugen, an denen wir alle erdenklichen Schäden selbst instand setzen – von Unfallschäden über diverse Fehlersuchen bis hin zur Überholung sämtlicher Antriebs-technischer Aggregate. Angefangen hat bei mir alles mit Motorentechnik aus den 90er Jahren – dem OM 447, OM 442 und dem D2866. Im Vergleich zu heute waren, bzw. sind das doch sehr einfache Maschinen, deren Instandsetzung noch ohne großartig viel Spezialwerkzeug möglich war. Damals waren Probleme wie z.B. Laufbuchsen-Kavitation oder eingearbeitete Planflächen an Zylinderköpfen und Kurbelgehäusen keine Seltenheit. Heute haben wir dank der ‚großartigen‘ Erfindung des Downsizings eher Probleme mit Kurbeltrieben und Einspritzanlagen, bzw. viele Öl-Undichtigkeiten.
Angefangen hat es eigentlich erst im Jahre 2017 / 2018. Meinen ersten eigenen Motor als ausgelernter Geselle habe ich 2015 überholt: Einen D2866 LUH in EURO IV-Ausführung. Meiner Meinung nach der beste Motor den MAN je gebaut hat!
Ihr seht es schon, ich habe eigentlich nur mit Niederflurtechnik, also Bussen zutun. Das praktische ist, dass vieles aus dem LKW-Bereich stammt und für den Einbau im Bus lediglich etwas modifiziert wurde. Bei Herstellern wie Mercedes-Benz oder MAN ist es daher grundlegend so, dass der LKW immer Vorrang hat. Sprich es wird immer erst alles auf LKW-Basis gebaut oder getestet und dann für den Bus ‚angepasst‘. Man könnte also sagen die Bussparte ist bei den meisten Fahrzeugherstellern eher so etwas wie ein Anhängsel. Die Konstruktion des D2066 LUH ist das beste Beispiel dafür – wer regelmäßig an diesem Aggregat arbeitet wird es kennen.
Im Jahre 2018 habe ich mit meinen Kollegen begonnen unsere Aggregate-Instandsetzung weiter auszubauen. Automatikgetriebe und Gelenkdämpfungen von Drehkränzen sowie alle möglichen Arten von Portalachsen (Antriebsachsen) sind für uns heute kein Problem mehr. Und nach über einem Dutzend überholter Motoren und Getriebe kann ich immer noch guten Gewissens sagen: Die Arbeit macht definitiv immer wieder Spaß und wird nie langweilig.
Zu meinem täglich Brot gehören mittlerweile Aggregate wie der OM 936, OM 470, OM 457, D2066 und der D1556, sowie die komplette DIWA-Serie von VOITH, das ZF EcoLife-Getriebe und die Portalachsen AV 132 und 133 – bald wahrscheinlich auch schon die AVE 130 unserer Elektro-Flotte. Und was das Thema E-Mobilität angeht, so hat es ZF auf meiner Schulung damals eigentlich recht gut auf den Punkt gebracht: Bis 2030 wird der Verbrenner, vor allem im NFZ- und Industriebereich, primäre Antriebstechnik bleiben. Die Entwicklungen der entsprechenden NFZ-Hersteller sprechen da ja auch für sich denke ich.
Deswegen ist und bleibt natürlich eines wichtig: Fortbildung! Offenheit für neue oder veränderte Technologien – auch wenn sich das Grundprinzip von Verbrennungsmotoren bis jetzt nie großartig verändert hat: Detail- und Fachwissen, bzw. Erfahrung sind in unserer Branche einfach durch nichts zu ersetzen.
Deswegen möchte ich gerade unserem Nachwuchs unbedingt mit auf den Weg geben: Nichts überstürzen, sammelt so viel Erfahrung wie möglich, lasst euch nicht ausnutzen und bleibt vor allem eines: Praktiker! Denn es nützen weder Techniker noch Meister, wenn praktische Erfahrungen, bzw. entsprechendes Fachwissen fehlen. Respekt als Vorgesetzter kann man sich in der heutigen Zeit nur verdienen, indem man das eigene Team stärkt und natürlich eben entsprechendes technisches Fachwissen hat.
Ich habe es in den vergangenen Jahren leider immer wieder selbst erlebt: Junge, frisch ausgebildete KFZ-Meister ohne großartig praktische Berufserfahrung oder Fachwissen sind für den Werkstatt-Alltag einfach nicht geeignet. So ist leider meine Erfahrung. Deswegen würde ich mit über 10 Jahren praktischer Berufserfahrung eigentlich gerne bald meinen Techniker machen – wenn dieser denn irgendwann einmal Einzug in unser Tarifsystem finden würde.
Und wenn wir da schon mal beim Thema Nachwuchs sind, denke ich, wird es hier allen Betrieben ähnlich gehen. Auch wenn wir in Zeiten der Digitalisierung und des Klimawandels leben:
Wir brauchen mehr Handwerker, egal wo!//