Er war ein „Car-Guy“, wie es in Deutschland nur wenige gab, das Coupé, das seinen Namen trägt, gehörte zu den Sensationen der Frankfurter IAA 1973.
Im Fahrradgeschäft seiner Eltern in Schwelm entdeckte er seine Autobegeisterung. Wenige Tage vor seinem 90. Geburtstag ist Erich Bitter nun gestorben.
„Schreib einfach Deinen Namen dran“, hatte ein Freund Erich Bitter geraten, als der rassig-elegante Bitter CD fertig war. Vielen Sammlern gilt das Auto noch heute als das schönste Coupé deutscher Produktion, sehr selten ist es ohnehin. Nur 395 Exemplare wurden davon gebaut. Unter der italienisch anmutenden Hülle steckte bewährte Großserientechnik von Opel bzw. General Motors.
Der Diplomat B aus Rüsselsheim, in dem Erich Bitter die passende Basis für sein Sportwagen-Projekt fand, wurde seinerzeit von einem V8-Chevrolet-Motor angetrieben, der 5,4 Liter Hubraum und 230 PS hatte. Das Opel-Topmodell ließ Bitter um 16 Zentimeter verkürzen und entwarf eine flache Karosserie mit Fließheck und Klappscheinwerfern darum herum. Das Design des Bitter CD orientierte sich an einer Opel-Studie aus dem Jahr 1969 und einem Entwurf von Pietro Frua, der für Fiat und Maserati gearbeitet hatte. Deren Modell Ghibli weist eine gewisse Ähnlichkeit mit Bitters Kreation auf.
Das Fahrwerk hatte hinten eine aufwendige De-Dion-Achse mit zwei Längslenkern und einem Dreieckslenker, vorne wurde die damals übliche Querlenker-Aufhängung genutzt. Die Erich Bitter GmbH & Co KG baute die Außenhaut nicht selbst, sondern ließ das von den bewährten Spezialisten der Karosseriefabrik Baur in Stuttgart erledigen. Dort entstanden zu besten Zeiten zwölf Coupés im Monat. Sauber schließende Türen und Hauben sowie eine sportwagentaugliche Steifigkeit der teilweise sehr lang geratenen Blechteile waren so garantiert.
Opel unterstützte Bitters Vorhaben von Anfang an und im Interieur hinterließ der Massenhersteller denn auch seine unverwechselbare Handschrift. Obwohl der Diplomat kein großer wirtschaftlicher Erfolg war, passten seine Ausstattungs- und Inventarteile zum Upper-Class-Niveau, das Bitter repräsentieren wollte. Pedalerie, Handbremsgriff, Automatik-Wählhebel, Zigarettenanzünder und Tastatur stammten aus den Rüsselsheimer Regalen, vereinzelt kamen auch Opel-Rekord-Bauteile zum Einsatz. Die großen Rundinstrumente waren in Palisanderholz gebettet. Die Tachometer-Skala reichte bis 300 km/h, was dem dynamischen Äußeren eine gewisse Glaubwürdigkeit zu verleihen schien.
Die Präsentation des Bitter CD auf der IAA 1973 war ein erstaunlicher Coup. 200 Bestellungen gingen trotz des damals enormen Verkaufspreises von 60.000 D-Mark ein. Die heraufziehende Ölkrise ließ das Interesse aber genauso schnell wieder schrumpfen. Zum Zeitpunkt der Präsentation des fast 210 km/h schnellen Zweitürers war die von Erich Bitter gegründete Firma gerade zwei Jahre alt, doch in der Autobranche war er schon länger aktiv und bekannt. Bereits 1960 hatte er eine NSU-Werksvertretung aufgebaut, später engagierte er sich mit Volvo und Saab, trat ferner als Lieferant für Porsche-Lenkräder in Erscheinung. Unter anderem erwarb Bitter den Status des Alleinimporteurs für Abarth in Deutschland.
Der Sportwagen mit dem eigenen Namen war schließlich die Verwirklichung eines Lebenstraumes. Gemeinsam mit den später angebotenen Bitter SC und SC Cabriolet waren es etwa 1000 Fahrzeuge, von denen die ersten jetzt ihr „goldenes“ Jubiläum feiern und von Fans liebevoll gepflegt werden. Alle tragen das metallisch glänzende, dicke „B“ vorn über dem Lufteinlass. „Das Logo hat mir Butzi Porsche damals gezeichnet“, erzählte Erich Bitter einmal im kleinen Kreis. Nur wenige enge Freunde durften den bekannten Designer Ferdinand Alexander Porsche so nennen.
Firmengründungen in der Schweiz und den USA sollten die Position Bitters im internationalen Geschäft festigen. Aus der Freundschaft mit GM-Patriarch Bob Lutz entstand die Idee eines sportlichen Viertürers auf Corvette-Basis. Ein finanzieller Rückschlag machte diese Pläne zunichte. Bitter war einem Anlagebetrüger aufgesessen und die Idee vom Börsengang an der Nasdaq platzte wie eine Seifenblase.
Mit Entwicklungs- und Prototypenaufträgen des Volkswagen-Konzerns hielt er seine Firma über Wasser. Der Versuch eines Comebacks in den erlauchten Kreis der deutschen Pkw-Hersteller folgte 2003 mit der Vorstellung des Bitter CD 2 auf dem Autosalon in Genf. Das Coupé basierte ebenso wie das fünf Jahre später vorgestellte Bitter Vero auf einem australischen Holden. Bitters Lieblingsmotor blieb ihr gemeinsames Kennzeichen: ein großvolumiger V8 nach amerikanischem Vorbild.
Von den Anfängen bis zu einem Opel Insignia mit Bitter-Logo beschreibt eine im Sportverlag Strauß erschienene Biografie Leben und Werk des begeisterten Auto-Enthusiasten und Unternehmers. „Rennsport – Automobile – Leben“ lautet der Untertitel. Auf 256 Seiten erzählen die Autoren Matthias Göbel und Lutz Keiss eine facettenreiche Karriere. angereichert durch viele autobiografische Texte, Fotos und Bilder mit dokumentarischem Wert. Zahlreiche Interviews und Erzählungen von Freunden und Weggefährten – allesamt namhafte Personen der Zeitgeschichte und des Motorsports – summieren sich zur schillernden Lebensgeschichte eines echten „Car-Guys“.//