Wer sich schon einmal auf einem Truppenübungsplatz rumgetrieben hat, kennt das markante und schwere Motorengeräusch des hubraumstarken Achtzylinders mit Turbolader. Der MAN KAT I ist das Gesicht der Bundeswehr. Denn kaum ein anderes Militärfahrzeug prägt das Bild der Streitkräfte mehr als der MAN, der militärisch korrekt als Lkw mil gl Kat I (militärisch geländegängig) bezeichnet wird. Das Kürzel „Kat“ steht dabei für „Kategorie“. Fast jede Einheit verfügt über mindestens eine Version des geländegängigen Lastenträgers, der in der Lage ist, einem Kampfpanzer im Gelände zu folgen. Der „Fünftonner“ mit zwei Achsen wird ergänzt von der dreiachsigen Variante mit sieben Tonnen Zuladung und dem imposanten Vierachser für zehn Tonnen mit Doppellenkung vorne. Allen ist der verwindungsarme Kastenrahmen gemein und der Motor sitzt, im Gegensatz zu anderen Lastkraftwagen, hinter dem Fahrerhaus. Der KAT ist extrem belastbar und robust. Sein Motor gilt als unkaputtbar und ihm macht auch dreckiger oder wässriger Kraftstoff nicht das Geringste aus. Die Strahlungswärme des Motors ist gewöhnungsbedürftig, da es durch seine Positionierung beim Fahren kuschelig warm wird und man selten eine Zusatzheizung braucht. Hinzu kommt, dass keine unnötige Elektronik verbaut ist. Was an Elektrik vorhanden ist, wurde sehr reparaturfreundlich gehalten. Der normale Durchschnittsverbrauch liegt bei ca. 38 l / 100km, Geländefahrten sind hier schon mit eingerechnet. Ursprünglich war in der Anforderungsliste ein Vielstoffmotor vorgesehen, da aber die Beschaffungskosten zu hoch waren, wurde auf einen luftgekühlten Deutz V8-Motor mit und ohne Turboaufladung zurückgegriffen. Im Dezember 1975 unterschrieb die Bundeswehr mit MAN den Serienvertrag über die Lieferung von den nochmals in zwei Kategorien unterteilten militärischen Sonderentwicklungen. So erfolgte im November 1976 die Auslieferung der ersten Kategorie I MAN, des 10 t mil gl.
Alle LKW der Serie sind im Baukastensystem aufgebaut. So bestehen sämtliche Fahrzeuge aus einem verwindungsarmen Kastenrahmen mit hochbeweglichen Achsen, die über Schraubenfedern mit dem Rahmen verbunden sind. Der Motor sitzt im Frontlenkerfahrerhaus, welches durch eine Zwischenwand in Fahrer- und Motorraum geteilt wird. Als Besonderheit ist der Motor hinter dem Fahrerraum eingebaut und nicht wie bei anderen Frontlenkern darunter. Dadurch konnte eine Höhe über dem Führerhaus von knapp 2,9 m realisiert werden, was die Verladung auf Standard-Eisenbahnwagons ermöglicht. Um das Lichtraumprofil der Eisenbahn einzuhalten, wurden die oberen Kanten des Fahrerhauses charakteristisch abgeschrägt. Da die Fahrzeuge der ersten Baureihe noch auf den schwimmfähigen Prototypen basieren, ist deren Fahrerhaus nicht für Wartungszwecke kippbar. Dies wurde erst mit der zweiten Baureihe Mitte der 1980er Jahre eingeführt. Der Motor gibt seine Leistung über die Wandler-Schaltkupplung, Schaltgetriebe und das Verteilergetriebe auf die Vorder- und Hinterachsen ab. In der ersten Baureihe KAT I bildeten diese drei Komponenten eine Einheit und sind somit ein Sonderbauteil.
Für die späteren Baureihen KAT I A1 wurden günstigere Großserienteile aus der laufenden Lkw-Produktion verwendet. Damit ließ sich auch die Anzahl der Gänge von 6 auf 16 erhöhen, was die theoretische Höchstgeschwindigkeit von 90 auf rund 120 km/h steigert. Bei der üblicherweise gefahrenen Geschwindigkeit von 80 km/h reduzierte sich die Motordrehzahl erheblich, was den Kraftstoffverbrauch senkte. Die Bordnetzspannung betrug 24 V und entsprach so dem Standard in der Bundeswehr. Der vierachsige LKW stellte den Abschluss der KAT I Familie dar. Ausgerüstet mit einem 320 PS Deutzmotor, Abgasturbolader und Ladeluftkühlung wird dieser LKW bis heute von den Versorgungseinheiten der Divisionen, Brigaden und Korpsverbände des Heeres eingesetzt. Durch die verlängerte Ladefläche wird dieses Fahrzeug für den Transport von Mengenverbrauchsgütern wie Munition und Kraftstoff genutzt und dient der Versorgung der Kampfeinheiten. MAN baute in den Jahren 1976 bis 1985 zwei Versionen. Der Typ 454 verfügte über eine 5 t Seilwinde der Firma Rotzler und war auf Umschlaggeräte wie etwa Gabelstapler angewiesen. Dagegen verfügte der Typ 464 über einen 1t Ladekran der Firma Atlas Weyhausen, montiert auf der linken Seite der Ladeflächenmitte. Bedingt durch den Ladekran konnte dieser Typ nur neun Europaletten laden. Im Rahmen der Auslandseinsätze der Bundeswehr wurden einige Fahrzeuge zusätzlich mit einer modularen Schutzausstattung (MSA) gepanzert, um den Schutz der Besatzung zu erhöhen. Neubauten der Generation 3 verfügten dagegen je nach Modell über eine sogenannte Fahrzeugschutzausstattung (FSA). Zur Selbstverteidigung hatten die Fahrzeuge ein auf Drehringlafette montiertes Maschinengewehr MG3.
Technische Daten MAN gl Kat I
HERSTELLER MAN
ANTRIEB Deutz 8-Zylinder – V-90° – Dieselmotor mit Direkt-Einspritzung und Turboladung
HUBRAUM 12.763 ccm
LEISTUNG 320 PS / 235 kW
MAXIMALER DREHMOMENT 1.000 Nm bei 1.750 U/min
HÖCHSTGESCHWINDIGKEIT ca. 120 km/h
KRAFTSTOFFTANK INHALT 270 Liter
MOTORÖL 33 Liter
GETRIEBE 45 Liter
ZULÄSSIGE GESAMTMASSE 22.000 kg
BESATZUNG 1 Fahrer / 2 Beifahrer
Der MAN wird inzwischen auch vermehrt zivil genutzt. Sei es als Einsatzfahrzeug bei THW und Feuerwehr oder als 8×8 Expeditionsfahrzeug und Campingmobil. Robust und unverwüstlich, vor allem für heiße Regionen geeignet durch seinen luftgekühlten Motor, wird er wohl auch in Jahrzehnten noch auf Straßen und im Gelände anzutreffen sein.