Ein seltener Anblick, zumindest in Europa. Hier waren Mitte der 60er Jahre Ford Transit Taunus sowie VW Bus T1 unterwegs und boten als erste komplett ausgestattete Campingvans an. Damals reichten dem VW Bus 34 PS um bis an den Gardasee zu rollen. Die Amerikaner bauten zur gleichen Zeit eine verspieltere Version derselben Idee: Den Chevrolet Corvair Corvan.
Als ich den Chevrolet Corvair Corvan das erste Mal von weitem sah, dachte ich an einen mir unbekannten Ost-Bulli, bis er dann an mir vorbeifuhr und eine Soundkulisse zauberte, die stark an frühe Porsche erinnerte. Kein Wunder, arbeitete doch im Heck des Corvan ein luftgekühlter 2,4 l 6-Zylinder Boxermotor mit immerhin 80 PS (59 kW) bei 4.400 U/min. Die waren damals für deutlich über 130 km/h zu gebrauchen, womit der Corvan die deutschen Vans etwas alt aussehen ließ. Für das Modelljahr 1964 wurde die Motorgröße auf 2.683 ccm angehoben, was eine Leistungssteigerung auf 96 PS (71 kW) zur Folge hatte.
Der gut zugängliche Boxer befand sich unter einer Serviceklappe, die nach dem Öffnen der beiden hinteren Flügeltüren sichtbar wurde und sich über die gesamte innere Breite des Corvan erstreckte. Entlehnt war der Motor dem 1960 vorgestellten Mittelklassewagen Chevrolet Corvair, genauso wie auch der Radstand von 2.743 mm und das serienmäßig manuell geschaltete Dreiganggetriebe (später sogar Vierganggetriebe), was optional jedoch durch ein Zweigang Corvair Powerglide Automatikgetriebe ersetzt werden konnte. Äußerlich betrachtet stellte der Chevrolet den absoluten Gegensatz zum sachlich designten T1 Bus dar: Ein fett verchromter Kühlergrill, obwohl der Boxer luftgekühlt war und im Heck saß, sowie vier Frontscheinwerfer unter den Sicken, die sich von den Hecktüren bis zum Chevrolet Logo an der Front ziehen.
Gewählt werden konnte zwischen drei verschiedenen Aufbauten: Basisversion war der Kastenwagen (Corvan) ohne Seiten- und Heckscheibe. Die einfachste war die Pritsche des Loadside, etwas aufwändiger hingegen eine seitliche Bordwand, die als Rampe zum Auf- und Abladen zu verwenden war, der Rampside. Letzterer wurde gerne von der Telefongesellschaft Bell System genutzt, da die Kabelrollen relativ einfach zu verladen waren. Der Van hieß Greenbrier Sportwagon und stellte die luxuriöseste Variante dar, welche mit drei Sitzbänken Platz für große Familien bot.
Er hatte ringsum Fenster und sechs Türen, möglich waren sogar acht. Von dieser Version gab es dann eine Camperversion, die innen wie eine rustikale Berghütte daherkam: Dunkles Holz, wohin das Auge auch blickte. Ab Werk gab es eine Spüle, einen Gasherd und einen Gaskühlschrank, sowie jede Menge Staufächer und Schlafgelegenheit für zwei Personen. Größtes Manko für Camper war allerdings die nicht vorhandene Stehhöhe, da ihm der Aufbau fehlte. Allerdings war das ein kurzes Manko, da der Greenbrier nur bis 1965 produziert wurde. Hier endete auch die Produktion des Loadside, der Rampside lief bereits 1964 aus. Nachfolgemodell war der Chevrolet Van, der den Motor zwischen und hinter den Vordersitzen hatte. Ein Konstrukionsprinzip, welches man sich beim Konkurrenten Ford abgeschaut hatte.
Das Angebot an Fahrzeugen ist überschaubar, aber preislich sind die Vans, selbst als gesuchte Camper, sehr moderat, ein vergleichbarer T1 kostet das Drei- bis Vierfache.//