3,2 Liter Hubraum, unzählige Veränderungen und Optimierungen, Leistungssteigerung auf rund 1.400 PS Leistung. Und beinahe verblüffend regelmäßige, aber unplanbare Herausforderungen und Problemchen. Nicht umsonst bekam dieses Monster den skurrilen Spitznamen „Kaeferdesaster“. Der Treffpunkt ist eine unscheinbar wirkende Doppelgarage. Man würde wohl kaum vermuten, dass sich hier ein wahres PS-Monster versteckt und von seinem Besitzer umsorgt wird. Was sich hinter den speziell angefertigten Türen verbirgt, sorgt bei Enthusiasten jedoch gleichermaßen für herunterklappende Kinnladen, wie auch für ungläubiges Kopfschütteln. Ein VW Käfer, oder besser dessen äußeres Antlitz, warten hier voller Freude auf den nächsten Renneinsatz.
„Angefangen hat alles vor mittlerweile 20 Jahren mit einem einfachen 1.200er Motor. Da habe ich aber noch nicht einen Gedanken dran gehabt, wo diese Reise mal hin gehen wird.“ verrät Arndt Putzmann. Ihm gehört das Kaeferdesaster. Damals waren wohl nur die spürbare Leidenschaft zum Motorsport und eine kleine Prise Wahnsinn nötig, das Projekt Drag Racing Käfer war geboren.
Nach und nach kamen Veränderungen, größere Motoren und immer wiederkehrende Probleme auf. Wobei, Probleme? Gefühlt nahm man diese eher als Herausforderungen wahr! Die Entwicklung des Fahrzeugs schritt über die Jahre so weit fort, dass mittlerweile im Heck des Käferchassis dank der speziellen Umbauten und Zusatzaggregate, beispielsweise des eigens hierfür ausgesuchten Turboladers mit einer Leistung von gut 3,5 bar Ladedruck, der speziellen Einspritztechnik etc. rund 1.400 PS ihr Unwesen treiben und mit brachialer Gewalt nach vorn schieben.
Einspritztechnik. Ein sehr interessanter Punkt und eine echte Besonderheit. Der Motor ist, entgegen vieler Erwartungen, mit einem Verhältnis von ca. 7:1 sehr niedrig verdichtet. Und das ist auch so gewünscht und absolut notwendig! Denn die Kraft, die für einen erfolgreichen Rennlauf notwendig ist, kann nur durch hohe Treibstoffmengen und die passende Verbrennung erzeugt werden. Um in jedem Drehzahl- und Geschwindigkeitsbereich die richtige Menge Methanol im Zylinder einzubringen, sorgt eine ausgeklügelte Steuerung von 5 Düsen PRO ZYLINDER für optimale Versorgung. Sie werden einzeln, in Gruppen, oder gezielt gemischt je nach Kolbenstand im Zylinder angesteuert. So können Leistungslöcher, Wheelspin am Start und einige andere unerwünschte Nebenerscheinungen weitestgehend ausgemerzt werden. Der 3,2 Liter Boxermotor ist durch diese Besonderheiten und viele „Try-and-error-Erfahrungen“ inzwischen zum zweitstärksten bekannten Boxermotor der Welt herangewachsen. Lehrgeld, dass sich nach Ansicht von Arndt Putzmann dennoch gelohnt hat und jede schlaflose Nacht wert war. Alles vergeben und vergessen, wenn die 1.400 PS mit einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 1,28 Sekunden und einer Spitzengeschwindigkeit jenseits der 300 km/h nach der ¼ Meile durchs Ziel fahren.
Heute jedoch ist das Monster gerade erstaunlich ruhig. Vermutlich liegt es an der OP am offenen Herzen. Der Motor ist zerlegt, eine Pleuelstange ist „ausgerastet“ und hat ordentlich Schaden im Gehäuse und am Kolben angerichtet. Auch dies ist Teil des Extremsports Drag Racing. Die verwendeten Motoren haben, bedingt durch die immensen wirkenden Kräfte, keine hohe Lebenserwartung.
Beinahe nach jedem Lauf legt das Team mit und um Arndt Putzmann Hand und Werkzeug an, um für den nächsten Lauf wieder möglichst fit zu sein. Leidenschaft, Sachverstand und eine Menge Blut, Schweiß, Tränen und auch finanzielle Aufwände stecken in jedem Rennen, hinter jedem Lauf. Das komplette Fahrzeug und Team leisten diese Aufwände derzeit ohne jegliche Sponsoren. Alles kommt aus eigener Kraft und Tasche. Was wohl das Käferdesaster noch leisten könnte, wenn sich Unterstützer und Gleichgesinnte finden würden?
Vor Ort die Chance genutzt, haben wir uns einmal etwas umgesehen und finden in der 2. Halle einen eigenen Hochleistungsprüfstand. „Wir können hier nahezu jedes Fahrzeug bis 2.000 PS laufen lassen und genau checken!“. Arndt hat sich nach Jahren und vielen Reisen quer durchs Land auf den verschiedensten Prüfständen, dazu entschlossen, sich einen wichtigen Abstimmungsfaktor nach Hause zu holen. Und nicht nur der Käfer dreht hier seine Reifen, auch viele Clubs und Autonarren von nah und fern kommen mittlerweile in die Werkstatt nach Wesel, um zu schauen, was aus dem eigenen Fahrzeug noch raus zu holen ist. So erklären sich am Ende auch die mehrfach verstärkten und gedämmten Türen, die bei Eintritt gesichteten Instrumente und Werkzeuge. Ihr wollt wissen, was euer Auto wirklich leistet? Macht euch auf den Weg nach Wesel und lasst bei Arndt die Rollen glühen!
Wir möchten das Käferdesaster gern in Aktion sehen und fragen uns, wann und wo das wohl das nächste Mal möglich ist? „Leider können wir mit unserem Auto kaum eine Strecke in Deutschland befahren, wir sind also viel unterwegs in England, Frankreich, Schweden, Malta und einigen weiteren Veranstaltungsorten. In Deutschland solltet ihr aber unbedingt an den Hockenheimring zu den Nitrolympix kommen! Oder ihr kommt im April zu unserem Dynoday Event hier nach Wesel. Dann könnt ihr ihn wenigstens mal laufen hören.“
Vielen Dank für die Einladung, wir werden da sein!//