Eine WM mit Tradition, vor traumhafter Kulisse und geprägt von einer besonderen Gemeinschaft der Traktor-Liebhaber.
Die Vorfreude und der Andrang sind jedes Mal von neuem riesig und die 500 Startplätze sind immer binnen weniger Stunden ausgebucht. Viele der Teilnehmer der vergangenen Jahre, warten nur darauf sich erneut anmelden zu können, um sowohl die herrliche Landschaft um den Großglockner (dem höchsten Berg Österreichs mit einer Höhe von 3.798 m) genießen zu können, als auch gemeinsam mit Freunden ein unvergleichliches Ereignis zu erleben.
Die 19. Oldtimer Traktor WM dauerte mehrere Tage und umfasste ein großes zünftiges Rahmenprogramm. Eingerahmt von Abendveranstaltungen mit Live-Musik mit bester Bewirtung, bis hin zum Frühschoppen zum Abschluss, fanden unterschiedliche Aktionen rund um den Traktor statt. Von dem Geschicklichkeitsparcours der Freiwilligen Feuerwehr Bruck, über die Wertungsfahrt auf den Großglockner oder das Traktor waschen. Geselligkeit und Spaß waren garantiert. Normalerweise werden die zehn ältesten Oldtimer vor der ersten Wertungsfahrt in einer offiziellen Zeremonie gesegnet. Aufgrund der COVID Auflagen war dies 2021 nicht möglich, aber nachdem man 2020 komplett absagen musste, nahm man dies gelassen.
Auch wenn die Veranstaltung eine Zusammenkunft von Traktor Freunden darstellt, gab es klare Teilnahmebedingungen und Wettkampfbestimmungen, wie es sich für eine richtige WM gehört. Für die Anmeldung vor Ort musste unter anderem auch ein gültiger Überprüfungsbescheid vorliegen. Anhalten während der Wertungsfahrt (besonders aus taktischen Gründen) war untersagt. Das Regelwerk war übersichtlich und garantierte einen klaren Ablauf, sodass jeder Starter vorab wusste was zu beachten war. Ausgestattet mit Startnummern, konnte so ein wunderbarer Streckenabschnitt bestritten werden, der während der gesamten Wertungsfahrt für den öffentlichen Verkehr gesperrt war.
Neben den 500 Wettkampf-Startern aus 12 Nationen, nahm auch ein umgebauter Oldtimer Traktor mit Elektroantrieb teil, dieser fuhr aber außer Konkurrenz mit und wurde nicht in die Wertung aufgenommen.
In der Weltmeisterwertung 2021, erlangte Ernst Feichtner mit seinem Deutz F2L514 (Baujahr 1952) den ersten Rang. Der zweite Platz ging an Gerhard Leible, der mit einem Eicher EM235 (Baujahr 1965) teilgenommen hatte und Willi Sandleitner, mit einem Deutz D 4006 (Baujahr 1976), durfte als dritter Sieger ebenfalls auf das Siegertreppchen. In der Mannschaftswertung gewann das Team Stotzingen, dem auch der zweitplatzierte Gerhard Leible angehört.
Am Geschicklichkeitswettbewerb beteiligten sich nicht alle gemeldeten Starter, am Ende der insgesamt 5 Stationen konnte sich André Beck als Gewinner durchsetzen. Zusätzlich gab es Pokale für die Sieger in festgelegten Baujahrgruppen, um hier gerechte Ehrungen zu garantieren.
Wenn man nach Besonderheiten bei den teilnehmenden Oldtimer Traktoren fragt, bekommt man von Simone Höller, vom Tourismusverband BRUCK FUSCH | GROSSGLOCKNER, eine interessante Antwort: „Besonderheiten von bestimmten Fahrzeugen kann ich leider keine speziellen nennen. Unsere Teilnehmer sind durch die Bank mit so viel Herzblut dabei, jeder Oldtimer hat hier eine Besonderheit. Besonders alt, besonders rustikal, in besonders gutem Zustand, etc. Doch nicht nur die Fahrzeuge sind besonders, auch unsere Teilnehmer. Viele von Ihnen sind seit Jahren dabei, fiebern richtig auf die Veranstaltung hin, halten über das Jahr verteilt Kontakt mit uns, sind mit der Region verbunden.“
Aus diesen Worten spricht wahre Begeisterung, für das Event, für die Teilnehmer, für die vielen Raritäten unter den Traktoren und nicht zuletzt für die Region und die riesige Gemeinschaft.
Mit der Pflege und Wartung der Traktoren und ihrer Motoren handhabt es jeder Teilnehmer nach eigenen Möglichkeiten. Da gibt es die ambitionierten Schrauber und Mechaniker, aber auch diejenigen die sich auf den Einsatz der Fahrzeuge beschränken und ihre Schätze in professionelle Hände geben. Zu denen die selbst Hand anlegen, gehören die beiden letzten Weltmeister Ernst Feichtner 2021 und Paul Sobotta 2019.
Eicher 3007 S – Weltmeister Traktor 2019
Baujahr: 1971
Modell: Königstiger 1
Motor-Typ: EDK 3 /Luft
Hubraum: 2.944 cm³
Zylinderzahl: 3
Nennleistung: 45 PS
Drehzahlregelung: 1.500 U/min
Verbrennungssystem: Diesel Motor
Einsatzort: Deining
Bedeutung d. Traktors: Landwirtschaftliche Zugmaschine
Bei Paul Sobotta ist der Titelgewinn bereits über zwei Jahre her, aber die Freude über dieses Erlebnis ist noch heute ungetrübt. Der gelernte Landmaschinen Mechaniker hat viel Erfahrung mit der Instandsetzung von Oldtimer Traktoren und deren Motoren. Eigenhändig zerlegt, repariert und erneuert er unterschiedlichste Teile, wechselt Dichtungen und baut danach wieder alles zusammen. Selbst Traktoren die andere verschrotten lassen, bringt der engagierte Mechaniker wieder zum Laufen und verwandelt sie in wertvolle Raritäten. Die Sorgfalt, welche er seinen Traktoren entgegenbringt und das richtige Gespür für den Weltmeister Traktor, einen Eicher 3007 S Baujahr 1971, hat ihm bei seiner vierten Teilnahme, der WM 2019, den ersten Platz im Einzel gebracht und für viel Freude gesorgt. Gespür deshalb, da der Traktor über 8 vorwärts und 4 Rückwärtsgänge verfügt und die Geschwindigkeit nur nach der Drehzahl und dem Gang geschätzt werden kann. Die ganze Familie, seine Freunde und der Ort teilen seine Begeisterung. Die Frage, was die WM-Teilnahme für ihn bedeutet, beantwortet Herr Sobotta so: „Frei heraus, dass kann ein Lebensgefühl sein, oder die Gemeinschaft an sich. Warum ich das mache, man will bei der Gemeinschaft dabei sein und will was erreichen.“ Alle die mehr über den sympathischen und aufgeschlossenen Schrauber erfahren wollen, können unter YouTube in der Mediathek von „Heimat der Rekorde“ einen Film über Paul Sobotta finden.
Beim diesjährigen Titelträger Ernst Feichtner ist die Geschichte zum Treppchen ebenfalls emotional geprägt. Im Juni 2012 markierte Herr Feichtner den Großglockner und erfuhr, dass jedes Jahr Mitte September eine WM für Traktoren ausgerichtet wird. Die Faszination war so groß, dass ihm seine Frau eine Anmeldung zur Oldtimer Traktor WM schenkte. So begann diese Leidenschaft mit der ersten Teilnahme 2015, die arbeitsbedingt nur alle zwei Jahre wiederholt werden konnte.
Auf dem Campingplatz zum Event, kann man mit Gleichgesinnten viel Fachsimpeln, dadurch ergaben sich viele große Freundschaften, die bis heute gepflegt werden. Und so konnte der Sieg im Einzelnen und der erste Platz in den Baujahren 1951 – 1960 gemeinsam mit echten Freunden gefeiert werden. Die Startnummer 454 entpuppte sich als Glückszahl, diese setzte sich zusammen aus der vierten Teilnahme, sowie der Kennzeichen Ziffer 54 (TS: KD 54).
Die Geschichte bis zum Sieg war allerdings holprig, hatte sie doch einen schwierigen Start. Noch bis kurz vor Abreise schraubte der Mechaniker an seinem Deutz F2L514. Die Zylinderköpfe bereiteten Probleme. Durch viel Arbeit und wenig Schlaf, hat der spätere Weltmeister dann auch noch die Abreise verschlafen. Das der große Erfolg am Ende stehen würde, war zu diesem Zeitpunkt noch in weiter Ferne denn die Konkurrenz war groß.Ernst Feichtner hatte schon immer eine besondere Beziehung zu seinem Traktor. Dass die Erstzulassung mit seinem Geburtstag übereinstimmt, hat ihn 2007 beim Kauf sofort zuschlagen lassen. Dass er nun genau mit diesem Fahrzeug Weltmeister wurde, ist für ihn natürlich noch das „i-Tüpfelchen“ an der Geschichte.
Deutz F2L514 – Weltmeister Traktor 2021
Baujahr 1952
Motor Typ F2L514/50
Hubraum 2.661 cm3
Zylinderzahl 2
Nennleistung 30 PS
Drehzahlregelung 1.550 U/min
Verbrennungssystem 4Takt Diesel, Wirbelkammer
1952-1954 Vorführtraktor
Bedeutung des Traktors: Holzarbeiten im Winter (Seilwinde), Zugfahrzeug im Sommer für Kies- und Holzanhänger
Und weil das Team vom Tourismusverband BRUCK FUSCH | GROSSGLOCKNER stolz auf ihre Oldtimer Traktor Familie ist, wird bereits mit viel Leidenschaft und Engagement das diesjährig Stattfindende 20-jährige Jubiläum (15.-18. September 2022) organisiert. Das Konzept wird gerade überarbeitet und sobald von den Behörden das OK eintrifft, werden die Plätze vergeben.