Im Alter von 95 Jahren ist am Freitag Herbert Linge gestorben. Der ehemalige Rennfahrer und Betriebsleiter des Entwicklungszentrums Weissach ist eng mit Porsche verbunden gewesen. Herbert Linge war einer der ersten Lehrlinge der Firma und kannte Ferdinand Porsche noch persönlich. Das Unternehmen verdankt ihm unter anderem die Standortwahl für das Prüfgelände und der Motorsport den Beginn der mobilen Streckensicherheit.
Herbert Linge kam am 11. Juni 1928 in Weissach auf die Welt. Seinen ersten Betriebsausweis erhielt er im April 1943 als 14-Jähriger. Sechs Jahre später war er der erste Mechaniker, den das Unternehmen Porsche nach der Rückkehr aus Gmünd in Stuttgart beschäftigte, und an der Entwicklung des Porsche 356 beteiligt. Jeder der frühen Sportwagen wurde erst ausgeliefert, nachdem Linge ihn Probe gefahren hatte. Ab 1952 schickte ihn Porsche immer wieder zum Aufbau eines landesweiten Kundendienstnetzwerks in die USA. Zudem bewies er sich als Versuchs- und Rennfahrer.
Für drei Klassensiege in Folge erhielt Herbert Linge als mitfahrender Mechaniker der Panamericana 1952 bis 1954 den mexikanischen Verdienstorden. Als Co-Pilot von Hans Herrmann erreichte er bei der Mille Miglia im Jahr 1954 einen Klassensieg. Der Einsatz bleibt unvergessen, da Herrmann und Linge im 550 Spyder die Köpfe einziehend unter einer sich schließenden Bahnschranke durch fuhren. Es folgten weitere Klassensiege bei der Mille Miglia und der Targa Florio. Als Gesamtsieger beendete Herbert Linge er 1954 die Rallye Lüttich-Rom-Lüttich, 1960 die Tour de Corse und 1967 den Marathon de la Route auf dem Nürburgring. Er startete elfmal bei den 24 Stunden von Le Mans, landete achtmal in der Wertung und war auch hier mehrfach als Klassensieger. 1965 gewannen Peter Nöcker und er in Le Mans zudem die Auszeichnung „Index of Performance“ für das sparsamste Verhältnis von Kraftstoffkonsum zu Hubraum. Ebenfalls 1965 kam Linge gemeinsam mit dem späteren Porsche-Rennleiter Peter Falk auf Platz fünf bei der Rallye Monte Carlo – der erste große Motorsporterfolg für den noch jungen Elfer.
Fünf Jahre später fuhr Linge den für den Spielfilm „Le Mans“ zu einem Kamerawagen umfunktionierten Porsche 908 und doubelte nach dem Rennen in einigen Szenen Schauspielerlegende Steve McQueen. „Porsche und McQueen hatten ein ausgesprochen gutes Verhältnis. Unser damaliger Rennleiter stand voll hinter dem Film und wir unterstützten McQueen, wo wir nur konnten“, erinnerte er sich einst. „Steve konnte aus Versicherungsgründen nicht selbst am echten Rennen teilnehmen und hatte auch kein Fahrzeug, das dem offiziellen Reglement entsprach. Doch er wollte für seinen Film die echten Bilder – und mit dem 908 besorgte ich sie ihm.“
Weil ihm die Sicherheit im Motorsport sehr am Herzen liegt, gründete Herbert Linge im Jahr 1972 die Sicherheitsstaffel der Obersten Nationalen Sportkommission für Automobilsport (ONS). Die mobile Streckensicherung und die Ausstattung der Sportwagen mit Feuerlöschern retten vielen Rennfahrern in den 70er und 80er Jahren das Leben. Zehn Jahre nach Erfindung der ONS bekam der Weissacher für sein Engagement und Lebenswerk das Bundesverdienstkreuz. Linges erster ONS-Dienstwagen war ein Porsche 914/6 GT, der bereits 1971 bei der Rallye Monte Carlo teilnahm. Das mit diversen Sicherheitssystemen und Feuerlöschanlage ausgestattete Fahrzeug etablierte sich als die „schnellste Feuerwehr der Welt“. Linge leitete als Ruheständler ab 1990 den Carrera-Cup sowie noch einige Zeit das Entwicklungszentrum Weissach.