Die Anfänge dieses legendären Motors gehen zurück bis in die 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Seine große Zeit begann aber im Rennsport der 60er Jahre.
Seit über 70 Jahren ist der HEMI-Motor das Synonym für Geschwindigkeit und Leistung. Einige der leistungsstärksten Muscle-Cars und Trucks wurden und werden von diesem ikonischen Motor angetrieben. Der HEMI-Motor ist einzigartig, da die halbkugelförmige (hemisphärische) Brennkammer das Triebwerk effizienter laufen lässt. Diese Kammer ist deutlich besser als ein flacher Kolbenkopf, da sie ein höheres Verdichtungsverhältnis erzeugen kann, was wiederum mehr Leistung und Effizienz erzeugt. Zudem verwendet der Motor zwei Zündkerzen pro Zylinder, was zu einer erheblich stärkeren Verbrennung des Kraftstoffs führt.
Wer genau die halbkugelförmige Kammer erfunden hat, ist unklar. Viele Historiker verweisen auf Allie Ray Welch aus Chelsea, Wisconsin, der 1901 einen entwarf und ihn für einen Prototyp eines Zweizylinder-Bootsmotors verwendete. Ganz sicher ist, dass Autohersteller wie Pipe, Fiat, Peugeot, Alfa Romeo, Daimler oder Riley den Motor schon in den frühen Jahren des 20. Jahrhunderts verwendeten.
1947 führten die Brüder Arkus-Duntov einen Aluminium-Zylinderkopf mit halbkugelförmigen Brennkammern für den Ford Flathead V8 ein und markierten damit die erste Verwendung eines halbkugelförmigen Kopfes bei einem bestehenden amerikanischen V8-Motor. Zwei Jahre später begann der britische Hersteller Jaguar damit, das HEMI-Prinzip beim legendären XK Inline-Six einzusetzen. Darüber hinaus verwendete Lancia bereits seit den 1920er Jahren bei seinen V4-Motoren halbkugelförmige Kammern und übertrug sie auf den weltweit ersten Serien-V6, der 1950 in der Aurelia debütierte.
Entgegen der landläufigen Meinung war Chrysler also nicht der erste Autohersteller, der einen solchen Motor entwickelte, aber er konstruierte die bekanntesten und besten halbköpfigen Triebwerke aller Zeiten. Chryslers erster Motor mit halbkugelförmigem Zylinderkopf wurde im Kampfflugzeug Republic P-47 Thunderbolt und im Panzer M47 während des Zweiten Weltkriegs getestet. 1950 führte Chrysler den FirePower-Motor ein, der ursprüngliche Name des HEMI-Motors. Der 5,4-Liter-V8-FirePower-Motor wurde in drei Modellen von 1951 verwendet, dem Chrysler New Yorker, dem Imperial und dem Saratoga und war für die damalige Zeit ein Wunderwerk der Technik. Die Bezeichnung HEMI geht zurück auf die hemisphärischen Brennräume, wurde von Chrysler als Marke geschützt und wird bis heute verwendet. Im Januar 1955 stellte das Unternehmen den C-300 vor und löste damit einen PS-Krieg zwischen allen großen US-Automobilherstellern aus. Das als „das stärkste in Amerika gebaute Serienauto“ beworbene Coupé leistete mit Hilfe von zwei Carter WCFB-Vierzylindervergasern, einer rennsportspezifischen Nockenwelle und einer Hochleistungsauspuffanlage satte 300 PS. Ein Jahr später wurde dieser Motor aufgebohrt und auf 5,8 Liter gebracht, was ihn noch leistungsstärker machte. Im neuen 300B konnte er je nach Konfiguration entweder 340 oder 355 PS leisten. Diese Motoren halfen, die NASCAR Grand National Series 1955 und 1956 zu gewinnen. Darüber hinaus wurden in den 1950er Jahren praktisch alle denkbaren Drag-Racing-Rekorde gebrochen.
Nachdem Chrysler die Rennstrecke lange derart dominiert hatte, war die NASCAR gezwungen, die Homologationsvorschriften zu ändern und den HEMI für die Saison 1965 zu verbieten. Um zum Wettbewerb zurückzukehren, musste Chrysler den Motor in Serienmodellen verfügbar machen, so dass der Straßen-HEMI geboren wurde. 1966 wurde dann der Street 426 (7,0-Liter) Hemi vorgestellt. Diese Maschine war in einigen der bekanntesten Muscle-Cars zu finden, darunter im Dodge Charger, Dodge Challenger, Plymouth Barracuda und im Dodge Super Bee. Nur wenige Fahrzeuge dieser Modelle wurden mit HEMIs verkauft und noch weniger haben bis heute überlebt. Der 426er wurde zudem nur bis 1971 gebaut. Entsprechend begehrt sind diese Modelle und äußerst selten auf Auktionen anzutreffen. Und wenn sie doch auftauchen, werden Preise von bis zu 3,5 Millionen Dollar gezahlt. In diesem Fall für ein HEMI Barracuda Cabrio von 1971, von dem nur ganze elf Stück produziert wurden.//