Zwei Ingenieure gründeten 1967 eine kleine Motorsportschmiede, die zur Legende werden sollte: AMG
Heutige AMG-Modelle wecken beim frühmorgendlichen Start mit ihrem Auspuffgebrüll ganze Wohngebiete auf. Das dies einmal anders war, wissen die wenigsten. Wobei es auch früher nicht leise war, aber man hörte den Motor und keinen infernalischen Klappenauspuff.
Die Anfänge entstanden aus einer Leidenschaft für Motorsport: Hans Werner Aufrecht (AMG) und Erhard Melcher (AMG) arbeiteten als Ingenieure in der Entwicklungsabteilung von Mercedes am Rennmotor des 300 SE, bis plötzlich alle Rennsport-Aktivitäten eingestellt wurden. Davon ließen sich die beiden nicht aufhalten und tüftelten in ihrer Freizeit in Melchers Haus in Großaspach (AMG) weiter am Rennmotor, mit welchem 1965 bei der Deutschen Tourenwagenmeisterschaft (DTM) der erste Sieg eingefahren wurde. In Folge sollten es zehn Siege werden.
1967 gründeten Aufrecht und Melcher ihr Ingenieursbüro AMG. Unternehmenssitz ist eine ehemalige Mühle im Nachbarort Burgstall. Dort konstruierten die beiden auch den legendären AMG 300 SEL 6.8, ein auf 6,8 Liter Hub-raum aufgebohrter Mercedes 300 SEL 6.3, welcher als »Rote Sau« in die Annalen des Motorsports eingehen sollte. Für Renntourenwagen der damaligen Zeit (1971) waren die Leistungsdaten gigantisch: 315 kW (428 PS) mit bis zu 620 Newtonmeter Drehmoment, einer Höchstgeschwindigkeit von mehr als 265 km/h und einer Beschleunigung von 0 auf 100 in sagenhaften 6,1 Sekunden. Die Zuschauer entlang der Strecke waren begeistert von der schweren Luxuslimousine mit dem V8-Sound, welche die leichtere Rennwagen-Konkurrenz ordentlich blamierte.
Der ursprüngliche Motor hatte eine entsprechende Überarbeitung bekommen wie schärfere Nockenwellen, modifizierte Kipphebel, leichtere Pleuel sowie Mahle-Kolben. Geänderte Einlassventile und Brennräume sorgten in Zusammenspiel mit einer neuen Ansaugbrücke mit zwei Drosselklappen und einer Abgasanlage aus dem Rennsport für beeindruckende Power.
Das eigentliche Konzept der beiden Ingenieure war damit aufgegangen: Sie wollten Straßenfahrzeuge nach dem Vorbild der erfolgreichen Rennwagen anbieten und da der siegreiche 300 SEL 6.8 im Inneren mit Holzdekor und Veloursitzen fast Serienambiente verströmte, war eine ganz neue Fahrzeuggattung entstanden.
AMG wuchs über die Jahre zu einem mittelständischen Unternehmen und zog 1976 in neue Räumlichkeiten nach Affalterbach, dem heutigen Stammsitz der Marke. 1984 entwickelte Melcher einen eigenständigen Zylinderkopf mit Vierventiltechnik und adelte sich damit zum Motorenhersteller. Zwei Jahre später setzte AMG diesen 5,0-Liter V8 in ein Coupe der E-Klasse (W 124). Unter der Bezeichnung »The Hammer« wurde dieser Wagen in den USA zum außerordentlichen Erfolg, der den Mythos AMG begründete. Im Jahr 1990 wurde ein Kooperationsverrag mit der Daimler-Benz AG geschlossen, was bedeutete, dass AMG-Fahrzeuge über die Niederlassungen von Mercedes-Benz vertrieben und gewartet werden konnten. 1999 schließlich übergab AMG die Mehrheitsanteile an die DaimlerChrysler AG und wurde damit Teil des Konzerns. Nach wie vor sind vor allem frühe AMG-
Fahrzeuge begehrt und selten. Mit nebenstehendem AMG T-Modell (S 124) gab es bereits vor dem M5 Touring einen absoluten Powerkombi.//