Die Motorenbranche steht seit schon seit einigen Jahren unter Druck – auf der einen Seite Unsicherheit im Markt über das vielkommunizierte „Verbrenner-Aus“, auf der anderen Seite ein steigender Fachkräftemangel und Schwierigkeiten schon heute im Tagesgeschäft.
Christian Viertel, Geschäftsführer der Viertel Motoren GmbH aus Nürnberg hat sich hierzu mit der Redaktion einmal etwas genauer unterhalten. Ein Interview mit interessanten Perspektiven …
„Wir haben die kommenden Herausforderungen früh erkannt und uns entsprechend offen für Veränderungen gezeigt. Wie sich herausstellen sollte, eine sehr gute Entscheidung.“
der motor: Herr Viertel, Sie haben bereits 2023 beschlossen, sich neu auszurichten. Was hat sich genau verändert?
Viertel: Nun ja. Neuausrichtung ist vielleicht nicht das richtige Wort. Wir sind unseren Kompetenzen schon viele Jahrzehnte treu und es wäre vollkommen fatal, hier die falschen Kürzungen oder Einschränkungen vorzunehmen. Wir haben uns daher entsprechend unserer Kompetenzen umstrukturiert. Wenn die Dinge und Abläufe im Alltag natürlich anwachsen, kann es schnell passieren, dass man den Fokus irgendwo verliert und alles irgendwie „zu viel“ wird. Dem wollten wir entschieden entgegenwirken und haben daher gezielt einzelne Abteilungen mit selektiver Verantwortung geschaffen.
der motor: Hat der parallel aufgekommene Beschluss des „Verbrenner-Aus 2035“ Ihre Entscheidung gebremst oder beeinflusst?
Viertel: Natürlich haben wir uns genau angeschaut, was da gerade im Markt passiert. Aber wenn wir aus heutiger Sicht realistisch auf die Geschehnisse und die beschlossenen Fakten schauen, dann sind wir in den nächsten Jahren und voraussichtlich Jahrzehnten ja beinahe noch relevanter als vorher! Unser Team für die Verbrennungsmotoren besteht inzwischen aus rund 170 eifrigen, top geschulten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Wir bekommen gute Leute aus verschiedenen Bereichen, gerade aus dem KFZ-Bereich entwickeln sich Enthusiasten und Experten, die wir früher nicht unbedingt so auf dem Schirm gehabt hätten. Hier scheint sich der Markt tatsächlich etwas zu verschieben und wir haben die Möglichkeit, diese Kompetenzen einzufangen.
der motor: Also fehlt es Ihnen eigentlich gar nicht am Zulauf, der Fachkräftemangel scheint Sie nicht zu betreffen?
Viertel: Da muss ich Ihnen widersprechen! Ohne eigene Initiative und aktive Suche nach den richtigen Mitarbeitern geht heute nichts mehr! Wir haben lange gebraucht und bleiben da auch heute stets aktiv, um die passenden Menschen für unser Team zu finden. Viel Energie fließt in die Suche, die richtige Darstellung, speziell für den Außendienst.
Außendienst stellt immer besondere Anforderungen, die heute nicht mehr so einfach abzudecken sind. Umso glücklicher bin ich, dass unser Team da echt gut aufgestellt und mit Power und Herz dabei ist.
der motor: Sie sprachen von Abteilungen mit selektiver Verantwortung. Wie lässt sich das verstehen, welche Bereiche deckt Viertel Motoren heute ab?
Viertel: Unser Bereich der Verbrennungsmotoren besteht eigentlich rein aus Industriemotoren. Hierbei kann ich quasi den Schnitt in der Mitte ziehen, denn die Bereiche teilen sich zu 50 Prozent der Bereich „Schiene“, also Bahnmotoren und alles, was dazugehört.
Wir haben einen echten Namen im Bahnbereich und ich bin sehr stolz auf mein gesamtes Team, was uns diesen Namen mit aufgebaut hat und Tag für Tag wirklich einen klasse Job macht.
Die anderen 50 Prozent sind Sondereinsatzgebiete wie Notstromeinsatz, aber auch der ganz spezielle Bereich unter Tage. Hier gelten noch einmal ganz eigene Bedingungen und nötige Fachkenntnisse. In vielen Bereichen wird die Dieselmotorentechnik noch sehr lange fester Bestandteil der Konzepte sein.
der motor: Ihre Leidenschaft für die Sache ist deutlich spürbar und lässt keine Zweifel an der Zukunft der Motorentechnik im Hause Viertel Motoren offen. Unabhängig dieser Expertise haben Sie sich weiterhin aber auch auf andere, neue Bereiche ausgeweitet, beziehungsweise diese Bereiche detaillierter ausgegliedert?
Viertel: Das ist richtig. Für uns gilt eine ehrliche und konsequente Technologieoffenheit als wahnsinnig wichtiges Element einer zukunftsfähigen Unternehmensausrichtung. Das Eine geht unserer Meinung nach perspektivisch nicht mehr ohne das Andere. Daher haben wir neue Bereiche in der Elektromobilität aufgebaut.
Ersatzstrom und Sicherheitsstrom spielen eine relevante Rolle in unserer heutigen Wirtschaft und Gesellschaft. Hier setzen wir auf frühzeitige Aus- und Weiterbildung der entsprechenden Mitarbeiter und sorgen für ein Umfeld, was die Herausforderungen und Anforderungen an diesen Sektor optimal bedienen
kann.
Außerdem widmen wir uns seit geraumer Zeit dem eigenen Anlagenbau. Ein Bereich, der Leidenschaft mit Nutzen und Zukunftsperspektive vereint. Wir besitzen das nötige Know-how, ein tolles Team, die richtigen Kanäle und werden in Zukunft eigene Generatorensysteme – Gensets – anbieten können.
Nicht umsonst steht Viertel Motoren für Technik – Service – Leidenschaft
Wir danken Christian Viertel für die spannenden Einblicke und offenen, motivierenden Worte. Das Gespräch hat einmal mehr deutlich gemacht, wie wichtig Offenheit für alternative Technologien, aber auch für einen sich verändernden Markt sind.