Es gibt viele Namen für dieses mit einem leistungsstarken Verbrennungsmotor ausgestattete Wasserfahrzeug. Am gebräuchlichsten ist die Bezeichnung Jet-Ski, welche aber ein geschütztes Warenzeichen des Herstellers Kawasaki ist, der auch heute noch zahlreiche Modelle im Angebot hat. Der Name bezieht sich auf den Jet-Antrieb, der aus der Düse einer Axialpumpe hinten am Fahrzeug austritt. Die Konkurrenz von Yamaha verwendet den Namen WaveRunner. Einem breiteren Publikum dürften Jet-Ski durch ihren Einsatz in der ab 1989 ausgestrahlten US-Serie BAYWATCH – Die Rettungsschwimmer von Malibu bekannt sein. Ihre Schnelligkeit und Wendigkeit wird daher auch heute noch von DLRG und Feuerwehr geschätzt, hier heißen die Fahrzeuge allerdings RWC, was für Rescue Water Craft steht.
Der Bootskörper des Jet-Ski besteht aus glasfaserverstärktem Kunststoff und der Vortrieb wird durch einen Wasserstrahlantrieb erzeugt. Die Ursprünge dieses Wassermotorrads gehen bis in die 1950er Jahre zurück, als die europäische Firma Vincent Water Scooter konstruierte und vertrieb. Das flache und breite Boot hatte einen Propeller als Antrieb und besaß einen Sitz mit Lenker. Als Vincent Amanda wurde es in großer Zahl in alle Welt exportiert. Eine Weiterentwicklung erfuhr die Idee in den 1960er Jahren in den USA und besaß von da an einen Wasserstrahlantrieb. 1972 stellte die japanische Firma Kawasaki die ersten Serienboote als Steher-Modell vor, die nur von einem Fahrer verwendet werden konnten. Sie gelten als die Grundform aller folgenden Generationen und werden noch heute hergestellt. Sowohl Yamaha als auch Kawasaki verkaufen weiterhin Steher-Modelle, aber ihr Marktanteil ist eher gering.
Eine weitere Variante aus den 1970er Jahren ist das Wetbike, das wie ein Skibob mit zwei breiten Kufen auf dem Wasser gleiten konnte. Ebenfalls angetrieben durch einen Jet-Antrieb war es aber schwierig zu fahren, da viel Gleichgewichtsgefühl notwendig war. Große Bekanntheit erreichte das Wetbike 1977 durch seinen Auftritt im James Bond Der Spion, der mich liebte. Wetbikes wurden noch bis 1992 von Suzuki produziert. Im Gegensatz dazu lassen sich Jet-Ski deutlich leichter fahren, weil sie einen vollständigen Bootsrumpf aus Kunststoff besitzen. Damit gewannen sie erheblich an Popularität und konnten sich am Markt durchsetzen.
Angetrieben wird das Wasserfahrzeug von einem Verbrennungsmotor, meist ein Viertakt-Otto-Motor. Der Vortrieb und die Steuerung des Fahrzeuges erfolgen durch einen Wasserstrahlantrieb. Da dieser keinen freiliegenden Propeller besitzt, sondern einen Impeller verwendet, stellt diese Antriebsart keine Gefahr für Personen im Wasser dar. Die Düse am Heck wirft bei Fahrt eine Wasserfontäne schräg etwa drei Meter hoch nach oben. Sie wird von Yamaha als visibility spout bezeichnet und verbessert die Sichtbarkeit des Fahrzeugs für andere. Die Leistungen bis zu 257 kW/342 PS (Benelli R Race) sind im Verhältnis zu Gewicht und Verdrängung eine ziemlich starke Motorisierung. Sie sind sehr wendig und können Geschwindigkeiten bis zu 130 km/h erreichen, was auf dem Wasser enorm ist. Um das laute Motorgeräusch zu dämmen, das über dem Wasser sehr weit zu hören ist, sind zur Schalldämpfung Wasserboxen eingebaut, durch die der Abgasstrahl geleitet wird. Zunächst ist die Box leer und füllt sich beim Eintauchen des Jet-Ski mit Wasser und dämpft den Lärm ein wenig.
Anfangs waren Jet-Ski und besonders die Steher mit Zweitaktmotoren ausgestattet, die noch leistungsstärker waren. Als Gebrauchtgeräte sind sie heute noch im Umlauf, wurden aber aufgrund der Umweltbelastungen teilweise verboten. In den Anfangsjahren stand die Sportlichkeit im Vordergrund und die kleinen Fahrzeuge kamen im Freizeitbereich immer mehr zum Einsatz. Heute werden RWC zunehmend im professionellen Einsatz gefahren, da sie durch ihr geringes Gewicht von ca. 350 kg einfach auf einem Bootstrailer zu transportieren sind. Aufgrund der großen Schnelligkeit und ihrer hervorragenden Manövrierfähigkeit werden sie zunehmend im Rettungsbereich eingesetzt. Feuerwehren und die Wasserrettungsorganisationen wie die DLRG schaffen immer öfter Jet-Ski zur Personenrettung an, um im Notfall auf großen Flüssen und Gewässern schnell zur Stelle zu sein. Normalen Motorbooten gegenüber ist der Jet-Ski im Vorteil, weil sein Jetantrieb im Wasser Menschen nicht gefährden kann. In der vorderen Verkleidung befindet sich eine Box, um medizinische Ausrüstung unterzubringen. Im Küstenbereich und der Strandbewachung (Lifeguard) wird auf Jet-Ski gesetzt, um abtreibende Schwimmer schnell zurückholen zu können, denn bei bis zu zwei Meter hohen Wellen sind diese einsatzfähig. – Die private Nutzung auf Gewässern ist in Europa unterschiedlich geregelt. So ist das Fahren mit Jet-Ski in der Schweiz generell verboten, eine Ausnahmeregelung für den Genfer See wurde 2019 zurückgezogen. In Frankreich reicht hingegen der Sportbootführerschein, um vielerorts unterwegs sein zu können. Deutschland genehmigt das Fahren eines Jet-Ski auf Wasserstraßen im Rahmen von Touren und Wanderfahrten zu festgelegten Tageszeiten. Der Widerstand der Bevölkerung in Österreich ist hingegen so stark, das selbst Ausnahmeregelungen nicht erteilt werden. Verwunderlich daher, das Kawasaki dort seine Jet-Ski offiziell zum Kauf anbietet, in Deutschland aber nicht.
Vielleicht ist aber auch die Zeit ein wenig vorbei, da es ja abgesehen von RWCs ein reines Spaß- und Sportmobil ist, was in der heutigen Zeit natürlich nicht mehr sein darf, siehe versuchtes Motorrad-Fahrverbot. Daher ist der Jet-Ski im privaten Bereich wahrscheinlich ein Auslaufmodell. Aber zum Glück gibt es ja alte BAYWATCH-Folgen.//