Unzufrieden mit ständigen technischen Problemen seiner Ferraris, beschloss Ferruccio Lamborghini selbst Sportwagen zu bauen. Außer Traktoren fertigte der rastlose Unternehmer noch Bootsmotoren, Klimaanlagen und kelterte edlen Wein.
Ferruccio wurde 1916 als Sohn eines Bauern in einem kleinen Dorf in der Nähe von Bologna geboren. Sein frühes Interesse an Technik sollte der Wegbereiter für eine erfolgreiche Karriere werden. Während seines Militärdienstes war er bereits für die Reparatur von Einsatzfahrzeugen zuständig und diese Tätigkeit stellte zudem eine Quelle für ausgemustertes Gerät dar. Dieses kaufte er auf und baute es zu Schleppern für die Landwirtschaft um, an denen es im Nachkriegs-Italien mangelte. 1948 gründete Lamborghini in Cento, Ferrara die Lamborghini
Trattori S.p.A.. 1951 kam der L 33, der erste vollständig in Serienfertigung hergestellte Schlepper auf den Markt. Eine Ausnahme bildete der Motor, ein erdölbetriebener 3500 cm³-Morris-6-Zylinder-Reihenmotor. Allerdings mit einem von Ferruccio Lamborghini patentierten Verdampfer. Somit wandelte sich die bisherige Werkstatt in den 50er Jahren zu einem Industrieunternehmen. Um 1955 baute Lamborghini sogar einen Raupenketten-Traktor, in der damals außergewöhnlichen und heute sehr typischen Farbe Gelb. Zwei Jahre später folgten die Lamborghinetta, ein Traktor mit Zweizylindermotor und 16 kW (22 PS) sowie einem Gewicht von 1.000 kg. Allradantrieb und luftgekühlte Motoren hielten zu Beginn der 60er Jahre
Einzug, gegen Ende des Jahrzehnts waren Lamborghini-Traktoren als erste in Italien serienmäßig mit Synchrongetriebe ausgestattet.
Die Lamborghinetta ist ein Schmalspur Traktor, der eine verstellbare Spur hat. Diese lässt sich so schmal einstellen, dass der für den Weinanbau konzipierte Traktor mit seinen
22 PS zwischen den Reben auch steilste Berge befahren kann.
Schon früh zeigte sich aber auch eine andere Leidenschaft, nämlich die für schnelle Sportwagen. Als inzwischen erfolgreicher Unternehmer konnte er sich mehr als nur einen Ferrari leisten. Damals wie heute das ultimative Sportgerät in Bezug auf Leistung und Motorenkultur. Nicht zufrieden stimmten ihn allerdings diverse Werkstattaufenthalte seiner Ferrari, er ließ sogar Nachbesserungen in der eigenen Werkstatt ausführen. Als das alles nichts half, suchte Lamborghini schriftlich Kontakt zu Enzo Ferrari.
Den Commendatore aus Maranello interessierte aber herzlich wenig, was ein „Treckerfahrer“ für Probleme mit seinen Autos hatte. So ist der Satz überliefert: „Lamborghini,
Du magst ja Traktoren fahren können, aber Du wirst nie in der Lage sein, einen Ferrari richtig zu handhaben.“
Diese Reaktion soll 1963 auschlaggebend für die Gründung der Automobili Lamborghini gewesen sein. Als Markensymbol wählte er einen besonderen Stier, den Murciélago. Ganz passend zu seinem eigenen Tierkreiszeichen. Das erste von Lamborghini produzierte Auto war der 350 GT. Der legendäre Miura wurde dann, nach dem 400 GT bereits zum Supersportwagen des 20. Jahrhunderts gekürt. Benannt nach einem spanischen Kampfstierzüchter, war er mit einem Zwölfzylinder-Mittelmotor ausgestattet und in Wettbewerben endlich erfolgreich gegen die Rennwagen von Ferrari.
Nach seinen Erfolgen im Sportwagenbau, verlor Lamborghini das Interesse an Traktoren und verkaufte 1973 die Lamborghini Trattori an den Konkurrenten Same.