„Außer in Europa wird nirgendwo auf der Welt eine funktionierende Technologie verboten!“
Im Gespräch mit dem Focus warnt BMW-Chef Oliver Zipse davor, Märkte politisch zu „designen“. Den Atom-Ausstieg hält er für einen schweren Fehler und kritisiert: „Gefördert wird aktuell nur, was als 100 Prozent ‚grün‘ gilt.“
Zipse über …
… die geplante Transformation zu 100 Prozent Elektroauto:
„Die Nachfrage wächst zwar zügig, aber global gesehen nicht so schnell, wie vermeintliche Experten prognostiziert hatten. Mitbewerber müssen sogar Werke runterfahren, wo nur noch rein elektrisch produziert wird.“ Und: „Außer in Europa wird bislang nirgendwo auf der Welt eine, auch im Sinne des Klimaschutzes, funktionierende Technologie verboten.“
… politische Einflussnahme auf Innovationen:
„Wachstum beispielsweise ist essenziell, um die Energiewende zu finanzieren. Dieses Wachstum wird jeden Tag effizienter, nachhaltiger, ökologischer – und zwar im Wesentlichen durch neue Technologien. Aber man kann diese Wende nicht mit der Brechstange erzwingen. Und schon gar nicht kann man Märkte politisch ‚designen‘.“
… das Verbrenner-Aus:
„Wir sind uns doch einig, dass auch 2035 noch Millionen Bestandsfahrzeuge mit Verbrennungsmotor fahren werden. Und die sollen doch dann mit möglichst sauberem Sprit unterwegs sein. Nur Technologieoffenheit kann helfen, das zu erreichen. Das mag nicht besonders disruptiv klingen, aber die Mobilität, die gesamte Branche lebt auch nicht von Disruption, tat sie noch nie. Sie lebt von Innovation und Effizienz. Davon, Dinge Schritt für Schritt zu verändern und kontinuierlich zu verbessern.“
… die wirklichen Kosten der E-Mobilität:
„Ohne Förderung sind E-Autos in den Herstellkosten teurer. Da sollte sich die Politik ehrlich machen.“
… den deutschen Atom-Ausstieg:
„Global gesehen wird die Atomkraft einen relevanten Beitrag leisten. Aber in Deutschland hat man sich entschieden, das Kapitel zu schließen … Ich bin unverändert davon überzeugt, dass das pauschale Verbot einer Technologie zunächst kontraproduktiv auf die CO2-Bilanz wirkt.“
… Ideologie in der Energie-Politik:
„Gefördert wird aktuell nur, was als 100 Prozent „grün“ gilt. Nicht das, was sich stetig verbessert. Wäre es nicht sinnvoller, wenn man das Verbesserungsprinzip und die Wirksamkeit einzelner Maßnahmen zum Leitmotiv macht statt eines Schwarz-Weiß-Schemas?“//