In den 50er und 60er Jahren prägten sie das Bild auf dem Land. Durch ihre Möglichkeit, zwischen Anhänger, Wendepflug und Balkenmäher unzählige Werkzeuge anzuhängen, waren sie vielfältig einsetzbar. Den Holder ED II gab es sogar mit Dieselantrieb.
Meine Kindheit verbrachte ich in den 70er Jahren in der Nähe einer Großstadt und trotzdem war der Einachsschlepper bei uns sehr präsent. Der Großvater bewirtschaftete damit
nebenberuflich ungefähr 1.000 m2 Acker und in den 50er Jahren fuhr er mittels Anhänger am Einachser, der damit zum Zweiachser umfuktioniert wurde, ganz selbstverständlich
durch die Gegend, wie es viele in dieser Zeit taten.
Kein Bild aus früheren Zeiten: Auch heute sind Einachser im Einsatz, immer dort wo ein richtiger Schlepper zu groß, oder zu teuer ist.
Ein Einachsschlepper hatte nur zwei durch einen Benzin- oder Dieselmotor mittels mechanischem Getriebe angetriebene Räder und wurde von dem in der Regel hinter der Maschine hergehenden Bediener gelenkt. Sie waren bis in die 70er Jahre sehr verbreitet. Neben dem heute noch gängigen Einsatz in Gärtnereien und zur Landschaftspflege, wurden sie damals vor allem im Nebenerwerb eingesetzt.
Einer der meistverkauften Einachser war der ED II der Firma Holder, die 1888 als Maschinen-Werkstatt von den Brüdern Christian Friedrich und Martin Holder gegründet und 1902 an den Standort Metzingen verlegt wurde. Sie trat als Spezialist von einachsigen Motorfräsen und -hacken sowie mit der im Jahre 1930 aufgenommenen Herstellung von Einachsschleppern
auf.
Die schwere Universalmaschine ED II war das erfolgreichste Modell der Marke und trug wesentlich zur Motorisierung vieler kleinbäuerlicher Betriebe bei. Der ED II hatte ein Differential mit Sperrfunktion eingebaut, eine Drehgrifflenkung und das Getriebe mit vier Vorwärtsgängen und einem Rückwärtsgang wurde für eine Endgeschwindigkeit von ca. 14 km/h gegenüber dem Vorgängermodell ED 10 (8 km/h) geändert. Das damals neu eingeführte Differential machte die Maschine zudem leichter handhabbar.
Da Benzin im Nachkriegsdeutschland weiterhin teuer war, wurde nach einem günstigeren Motor als bisher gesucht, mit niedrigem Gewicht und kleinen Abmessungen, den der Markt zu der Zeit aber nicht bot. Mit Hilfe eines externen Unternehmens entwickelte Holder 1950 selbst einen Zweitakt-Dieselmotor. Vorbild war ein Einzylinder-Zweitakt-Dieselmotor, der 1947 von den Konstrukteuren Karl und Christian Schaal, Mitarbeiter der Firma Zanker, entwickelt wurde. Der erste funktionstüchtige, gemeinsam von Holder/Schaal bei Zanker gebaute Zweitakt-Vorkammer-Dieselmotor mit 500 cm³ und Thermosyphon-System, wurde im Frühjahr 1950 an ein Getriebe angepasst.
Es folgten Prüfstand- und Feldversuche. Im Frühjahr 1950 begann man bei Holder mit der Serienfertigung des D 500 W genannten Motors. Die ursprünglich für den ED 10 entwickelte Maschine zeigte ab 1953 im ED II folgende optimierte Leistungsdaten: weiterhin 500 cm³, jedoch 10 PS und eine deutlich höhere Geschwindigkeit. Wegen der von 1952 bis 1958 produzierten Stückzahl von 14.243 Einheiten und der hohen Zuverlässigkeit sind noch viele ED II erhalten und weiterhin im Einsatz. Zudem ist er in der landwirtschaftlichen Oldtimer-Szene sehr begehrt und entsprechend nicht günstig zu bekommen.
Bereits der Vorgänger ED 10 Einachs-Diesel-Schlepper war auf der Ausstellung der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft 1951 in Harnburg eine Sensation. Der nochmals verbesserte
Nachfolger ED II wies mit dem Holder-Diesel-Motor im Universal-Viergang-Einachsschlepper eine bahnbrechende Weiterenwicklung auf dem Gebiet des Kleinschlepperbaus auf. Neben den bekannten Vorzügen brachte er noch die beachtlichen Vorteile des sparsamen Dieselbetriebes mit.
Motor ED II
Einzylinder-Zweitakt-Dieselmotor,
Typ D 500 W, bis Anfang 1953 von Holder,
danach bis 1959 von Fichtel & Sachs –
Motor vor der Achse angeordnet
Leistung: 9,5 / 10 PS bei 2000/min
Thermosiphonkühlung
(Wasserumlaufkühlung ohne Pumpe)
Kurbelwelle auf Rollenlagern
automatischer Drehzahlregler im Ölbad
Frischölschmierung
Bosch-Einspritzanlage
Ölbadluftfilter
Wirbelungsschalldämpfer
Handstart